Museumsnacht bei Fabula Tierversuche mit Affen
Ich erarbeite gerade ein ganz neues Thema für die Museumsnacht 2015.
Ich führe zu diesem Zweck ein intensives Gespräch mit einem Lichtwesen, das mir von seinen letzten Tagen im Max-Planck-Institut in Tübingen berichtet.
Stella ist zart, zerbrechlich und behaart. Sie hat große Augen und trägt von Ihrer Kreuzigung klaffende Wunden am Kopf, die wie unordentlich eingenähte Reißverschlüsse aussehen. Sie sieht so gar nicht aus, wie man sich ein Lichtwesen vorstellen mag. Nur die kleinen Flügelansätze und das gleißende Strahlen, das von ihrem leuchtenden Schädel ausgeht, legt die Vermutung nahe, dass es sich bei diesem Geschöpf um ein ganz besonderes Wesen handelt.
Stella berichtet mir ruhig und nachdenklich von ihrer Vergangenheit, ihrer Trennung und Verfolgung und schließlich von ihrer Gefangenschaft in einem der renommiertesten Institute Deutschlands.
Was Stella mir schließlich alles verrät, werde ich nach und nach in meine Arbeit für die Museumsnacht einbauen. Vielleicht erreichen wir auf diesem Weg den Sieg über die menschliche Eitelkeit.
Das Bild von Stella nimmt Gestalt an.
Drei Tage später…
Während Stella mir von ihrem Kreuzweg erzählt, mache ich Notizen und Skizzen, die den Leidensweg dieses wunderbaren Geschöpfs wiedergeben könnten. Mir kommen dabei manchmal die Tränen, aber es nützt nichts, wenn ich, wie so viele, wegsehe. Ich frage das kleine Affenmädchen, was ich denn tun könnte, um das Elend der Laboraffen positiv zu beeinflussen. „Was kann ich tun, damit die Affen auf Mauritius oder in Kambodscha nicht mehr so brutal und gnadenlos von ihren Familien getrennt und für Tierversuche nach Deutschland transportiert werden“, frage ich die zarte, leuchtende Kreatur mit dem sanften Blick.
Und Stella sieht mich an und zwinkert mir zu und schon weiß ich, was zu tun ist.
Ich werde für mehr Öffentlichkeit sorgen.
Einen Brief an die Kanzlerin schreiben.
Ausstellungen zum Thema Tierversuche organisieren und ich werde versuchen, den Menschen, die daran glauben, sie hätten das Recht Tiere zu fangen, einzusperren und jahrelang zu quälen, ein Gesicht geben.
Sie tun nichts Verwerfliches, also warum sollten sie sich verstecken, und warum werden die Labors, in denen sie arbeiten nicht öffentlich gemacht? Sie tun also doch etwas Verwerfliches? Soll die Öffentlichkeit fern gehalten werden von den Forschungsmethoden?
Sicher, weil diese Forschung an Affen oder anderen Tieren mit nichts gerechtfertigt werden kann. Wissenschaftliche Neugier reicht da wohl nicht aus.
Heute vormittag treffe ich mich wieder mit Stella.
12.08.2015
Stella erzählte mir von einem Laboraffen, der ein Buch geschrieben hat. Ein Buch über das „Affen Business“ in den Laboren und in den „Universitätskliniken der reinen Vernunft“. Ich bestelle es mir sofort bei „Ärzte gegen Tierversuche“.
Immer wieder stelle ich mir die Frage, wie intelligente, zivilisierte Menschen anderen Lebewesen diese Qualen antun können. Wie kann ein Mensch Schnecken mit der Schere durchschneiden?
Wie verhärtet muss man sein um sich über die Schmerzen anderer Geschöpfe hinwegzusetzen? Oder wissen wir, das Schnecken keine Schmerzen empfinden? Und wie wollen wir erfahren, in welcher Form andere Lebewesen leiden. Wir wissen nichts, und genau das macht uns so überheblich. Ein bisschen Demut vor der Natur täte uns allen gut.
So – heute Abend habe ich Stella versprechen müssen, dass ich für die Museumsnacht male.
Ich male für die Freiheit unserer Mitgeschöpfe.